Inhalt: Toby lebt noch nicht lange bei Onkel Gabriel in der Schnüfflergasse, doch er kann es kaum erwarten, selbst Detektiv zu werden. Hugo Abercrombie ruft zu einem Wettbewerb auf, der entscheiden soll, wer seinen Platz als weltbester Detektiv einnehmen soll. Onkel Gabriel will von solchen Unsinnigkeiten nichts wissen, vor allem nicht, wenn es Abercrombie selbst ist, der allen anderen Detektiven der Schnüfflergasse die Kunden wegschnappt. Toby meldet sich heimlich beim Wettbewerb an, denn das Preisgeld könnten sie gut gebrauchen. Schon bald wimmelt das Webster-Anwesen vor Detektiven, doch bevor das Spiel auch nur begonnen hat, passiert ein echter Mord.
Was ein Drache denkt: Dieser Kinderkrimi ist old school und damit meine ich nicht, dass er langweilig und fad wäre. Ich meine, dass halsbrecherische Verfolgungsjagden und unnötige Action in den Hintergrund rücken oder gar nicht erst vorkommen. Bei dieser Sorte Krimi steht das Ermitteln bzw. die Indizien und die Kombinationsgabe der Detektive im Vordergrund. Wir kennen das von Agatha Christie: Ein unerwarteter Mord und Miss Marple fängt an, unangenehme Fragen zu stellen. Auch das Cover und die Zeit, in der die Geschichte spielt, haben mich positiv an ihre Krimis erinnert.
Toby und Onkel Gabriel habe ich gleich ins Herz geschlosssen. Seit Tobys Eltern von einem Bootsausflug nicht mehr zurückgekommen sind, wird er von Familienmitglied zu Familienmitglied gereicht. Sein größter Wunsch ist es, Detektiv zu werden und als Hugo Abercrombie zum Detektivwochenende lädt, sieht er seine Chance, vor allem, da Onkel Gabriel und Mr. Abercrombie nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen sind. Der Leser merkt gleich, dass da noch mehr dahinterstecken muss, aber vorerst wird unsere Aufmerksamkeit auf das Anwesen und die dort herumschleichenden Detektive gelenkt.
Den Mord und die nachfolgende Ermittlungen der einzelnen Detektive fand ich sehr gelungen. Toby und Ivy, die Tochter der Websters und selbst Detektivin, wollen den Fall lösen. Ivy war mir manchmal zu forsch und direkt unterwegs, in anderen Situationen gefiel mir genau diese Entschlossenheit an ihr. Sie erinnert mich stark an mich selbst, die als Kind hinter jeder Ecke Gauner und Abenteuer vermutet hat und allem auf den Grund gehen wollte.
In Mr Peartrees Geschichten stahl sich Hugo Abercrombie immer in unheimliche alte Häuser, schlich durch zwielichtige Horte des Verbrechens und stolperte dabei über einen Tatort. In einer Hugo-Abercrombie-Geschichte hätten sie im Besenschrank mindestens einen Mörder vorgefunden.
Wer hat den Mord begangen? Wer hatte ein Motiv? Da immer mehr Geheimnisse der Gäste aufgedeckt werden, hatte ich bald jeden im Verdacht und begann selbst, Theorien aufzustellen. Der Leser weiß zu jeder Zeit gleich viel wie Toby; man kann also toll mitraten. Die Detektive hatten einjeder ihre eigenen Ermittlungsmethoden und schrulligen Angewohnheiten. Der bunt zusammengewürfelte Haufen schräger Figuren hat ordentlich Leben in die Geschichte gebracht. Ich hatte sie alle gern, während ich sie insgeheim des Mordes beschuldigte.
Besonders gut hat mir gefallen, dass jeder im Städtchen Detektivgeschichten liest und schon mindestens einmal in seinem Leben einen Privatermittler engagiert oder selbst zur Lupe gegriffen hat. Die erste Anlaufstelle für Verbrechen ist keineswegs die Polizei – diese Stümper! -, sondern die Detektive der Schnüfflergasse.
Die Auflösung war dann doch ein wenig klischeetiert und rückblickend hätte ich schon lange daraufkommen sollen. Dass mir das aber nicht gelungen ist, zeigt, wie gut die Autorin ihr Geheimnis gewahrt hat. Oder ich bin einfach nur langsam. Das Ende im Allgemeinen, also post Aufklärung des Mordes, hat mir sehr gut gefallen und auch wenn es keinen offenen Schluss gab, hat sich die Autorin die Möglichkeit für weitere Bände offen gehalten.
Lieblingsfiguren: Toby, Ivy
Fazit: Dieser Krimi ist spannend bis zum Schluss, der für mich ein wenig unspektakulär war, den Mord aber trotzdem logisch erklärt. Mit liebenswerten und schrägen Figuren. Spannung ohne Action à la Agatha Christie und Sherlock Holmes: perfekt zum Mitraten und – rätseln.
Details zum Buch:
- Autorin: Caroline Carlson
- Titel der Originalfassung: The World’s Greatest Detective
- Übersetzerin: Emily Huggins
- Altersempfehlung: Ab 10 Jahren
- Seitenanzahl: 320
- Verlag: Ueberreuter
- Erscheinungsdatum: 18.08.2017
- Umschlag: Gebunden
- ISBN: 978-3-7641-5130-0