OCS – Memory of a cut off head: Verspultes Folk-Vergnügen

17.11.2017 / Castle Face

OCS war ein mal der Ausgangspunkt für die erfolgreichen The Oh Sees, mit denen John Dwyer den Garage Punk als popkompatibles Erfolgsmodell neu erfand. Auf Memory of a cut off head kehrt er aber nicht zurück zu den Lo-Fi-Experimenten der frühen Tage. Vielmehr handelt es sich um einen Neuanfang mit psychedelischem Folk, wie er ab Ende der 60er Jahre in England entstand. Dieser irgendwann ausgetrocknete Seitenarm unterscheidet sich vom Freak Folk der 00er Jahre vor allem durch eine größere Ernsthaftigkeit, handwerkliche Präzision und kompositorische Komplexität.

Eine ganze Reihe von Songs knüpft nahtlos an Qualitäten an, die immer zu erkennen sind, wenn Dwyer im Spiel ist. Da wäre vor allem eine außerordentliche musikalische Dynamik zu nennen, aber auch intensive poetische Bilder und großartige Melodiebögen, die immer über der jeweiligen stilistischen Spielart zu schweben scheinen. Dazugekommen ist ein herausragendes Gespür für Arrangements, vor allem die kammermusikalischen Extras über der geschmackvoll zurückhaltenden Band-Grundlage sind bestechend. Unterm Strich gelingt ihm damit ein Album, das erfolgstechnisch vielleicht nicht unbedingt an seine anderen Projekte heranreicht, aber aufgrund von verdientermaßen euphorischen Rezensionen hoffentlich eine Fortsetzung findet.

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