Schokopokalypse

Inhalt: Jelly, sowie jeder andere Bewohner des Städtchen Mampftons, liebt Schokolade. Doch in wenigen Tag soll die Schokoladenquelle versiegen: Die Schokopokalypse bedroht die Kakaobäume und damit Schokidokis und andere Schleckereien. Jelly will nicht kampflos aufgeben und sammelt Informationen zur Schokopokalypse. Dabei stechen ihr der Geschäftsmann Garibaldi und sein Gehilfe, der dubiose Dave, ins Auge. Die beiden hecken doch was aus!

Was ein Drache denkt: Allein schon das Cover schreit Roald Dahl und Quentin Blake und ich kramte das Leseexemplar vorfreudig aus der Schublade in der Kinderbuchabteilung. Innerhalb zwei Tagen war das Buch ausgelesen, die Gefühle aber gemischt. Zum einen hatte ich mir eine schräge Geschichte erwartet. Zugegeben, sie war schräg. Klingt es blöd, wenn ich sage, sie war nicht schräg genug? Keine der Figuren war total crazy und abgedreht, nicht mal der Weltherrschaft-an-sich-reißen-Woller Garibaldi. Zum anderen hat mich die Geschichte nicht zu hundert Prozent überzeugt.

Jelly wohnt mit ihren Eltern in einem netten kleinen Haus, ihre Oma darf im Wohnwagen in der Einfahrt leben. Alle lieben Schokolade und essen mindestens drei mal am Tag einen Schokoriegel oder lutschen ein Bonbon oder verzehren Pralinen. Die Nachricht der Schokopokalypse, die die Welt in ewige Dunkelheit stürzen wird, verbreitet sich in Windeseile. Zunächst glauben alle noch an einen fiesen, ganz und gar geschmacklosen Scherz, doch als die von einem Schokoexperten prophezeiten Zeichen eintreten, breitet sich Panik aus.

Für mich war diese Sucht nach Schokolade ein wenig zu übertrieben. Dabei LIEBE ich Schokolade. Aber irgendwie kam das nicht bei mir an. Jellys Mutter verdient nicht viel, meist reicht ihr Gehalt nicht bis zum Monatsende, und ihr Vater ist arbeitslos. Schokolade wird zu einer wichtigeren Anschaffung als Lebensmittel. Kinder lesen das sicher anders als ich alte Schachtel. Finanzielle Sicherheit und eine ausgewogene (mehr oder weniger) Ernährung ist Schokolade immer vorzuziehen. Ich merke schon, dass da die Erwachsene aus mir spricht. Also bin ich wahrscheinlich nicht die Richtige, um das Buch zu rezensieren oder zu lesen.

Die Schokoladenknappheit stürzt das Land in einen Dauerzustand des Black Fridays: Kinder prügeln sich um Schokokekse, Leute stehlen Schokolade. Genauso wie ich Black Friday nicht verstehe, so verstehe ich hier auch nicht die Menschen, die beim Anblick eines leeren Lagerhauses in Tränen ausbrechen oder apathisch in der Gegend rumstehen. Im Supermarkt müssen die Wachmänner an den Eingängen abgezogen und in den Gang mit der Schokolade geschickt werden. Hm, jetzt, wo ich es mir recht überlege, ist schon alles recht schräg, aber für meinen Geschmack noch nicht schräg genug. Oder das falsche Schräg? Normalerweise liebe ich britischen Humor, aber diesmal hat er nicht das übliche Grinsen hervorgerufen.

Jelly mochte ich sehr gerne, auch wenn sie immerzu der Schokolade nachtrauerte und erst im letzten Drittel des Buches wirklich zum Zug kommt. Sie macht nicht viel, behält die Anzeichen der Schokopokalypse im Auge und geht zur Schule. Erst gegen Ende hin wird sie zusammen mit Wohnwagen-Oma aktiv, um Garibaldi und den dubiosen Dave (der Name ist genial!!) zu stoppen. Den Plan sah ich zwar bereits mitte des Buches kommen, aber das hat mich nicht sonderlich gestört. Die Auflösung ist schlüssig und bringt den aufgebrachten Mob auch wieder zur Vernunft.

Lieblingsfiguren: Oma

Fazit: Von diesem Buch hätte ich mir mehr erwartet. Mehr schräge Figuren, unsinnigere Elemente und – unglaublich aber wahr – weniger Schokolade(ntränen). Die Massen sind völlig ausgeflippt, was ich nicht nachvollziehen kann, auch wenn es ein Kinderbuch ist. Der Humor hat mir leider nicht zugesagt, obwohl ich sonst trockenen, britischen Humor in mich aufsauge, wie ein Schwamm. Wahrscheinlich können Kinder in diesem Fall mit der Geschichte viel mehr anfangen, als ich. Werde es daher trotzdem gerne Kindern in die Hand drücken.

Details zum Buch:

  • Autor: Chris Callaghan
  • Titel der Originalfassung: The Great Chocoplot
  • Übersetzer: Britt Somann-Jung
  • Altersempfehlung: Ab 9 Jahren
  • Seitenanzahl: 192
  • Verlag: Chicken House bei Carlsen
  • Umschlag: Gebunden
  • Erscheinungsdatum: 31.08.2017
  • ISBN: 978-3-551-52094-4 
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