Rate this book

Areia (2011)

by Wolfgang Herrndorf(Favorite Author)
3.86 of 5 Votes: 4
languge
English
genre
publisher
Tordesilhas
review 1: Da ich kürzlich Herrndorfs Tagebuch "Arbeit und Struktur" gelesen hatte, hatte ich mich entschlossen, sein überschaubares Gesamtwerk zu lesen. Sowohl in "Arbeit und Struktur", als auch in "Tschick" haben mich Herrndorfs Sprache und seine Auffassungsgabe für das Alltägliche, für kleine Bemerkungen am Rand beeindruckt. Gerade in Tschick demonstrierte er, dass er, was wesentlich schwieriger ist, als es hier klingt, in der Lage ist, Alltagssprache literarisch zu verwenden, ohne dass sie gestellt oder aufgesetzt klingt, sondern im Gegenteil, völlig natürlich.Da ich seine Biographie schon gelesen hatte (Herrndorf ist vor einigen Jahren an einem Hirntumor erkrankt und hat sich 2013 erschossen) konnte ich sicher nicht umhin, mir irgendwie seine Krankheitsgeschichte in den E... morentstehungsprozess von "Sand" hineinzudenken. Wie man in der Biographie erfährt, hat er aber große Teile des Buches schon geschrieben, bevor er von seiner Diagnose erfuhr.An einigen Stellen des Buchs, in manchen der schnell geführten, geistreichen Dialoge und vor allem zum Ende des Buchs hin hatte ich wieder dieses Gefühl, Mann, was für ein geiler Typ, was für ein Genie.Leider haben mich einige Stellen dann doch sprachlich arg gestört, von denen mich ehrlich gesagt gewundert hat, dass sie im Lektorat nicht aufgefallen sind.Bei einigen Characteren, gerade der "Michelle Vanderbilt", ergeht sich Herrndorf seitenlang in Dostojewsken Beschreibungen kleinster Charaktereigenschaften, denen er einen wie auch immer gearteten Belang für den Roman zuschreibt, der für mich allerdings nicht im geringsten ersichtlich wird.Während "Sand" insgesamt an einen Film der Cohen-Brüder erinnert (die Idiotie siegt am Ende, trotz aller Bemühungen der Gegenseite) ärgert mich, dass ihm im Grunde selbst hätte auffallen können, dass ein paar der die Handlung sehr ins lächerliche ziehenden Elemente ohne Probleme hätten weggelassen werden können.Alles in allem hat "Sand" einen gut konstruierten Plot, und trotz der störenden Stellen, ist es in seinen bestem Momenten so gut, dass es sich zu lesen lohnt.
review 2: Um das Wichtigste gleich zu Beginn zu sagen: ein ganz, ganz großer Roman, mit das beste, was in den letzten Jahren von deutschen Autoren gekommen ist. Allerdings definitiv keine leichte Kost und nur schwer in eine Kategorie zu pressen. Vordergründig läuft hier eine Agentengeschichte, eigentlich aber geht es um Sinnlosigkeit des Daseins, Bedeutungslosigkeit, Identitätsverlust und um stetiges Bemühen, das letztendlich nur in völligem Scheitern mündet. Harter Tobak, der durch eine tolle Sprache, gelungene, nicht übertriebene Metapher und vor allem viel schwarzen Humor und rasante Dialoge vom Autor hervorragend lesbar und erfahrbar gemacht wird.Die Hauptfigur Carl ist die Essenz des Romans – mit Gedächtnisverlust in der Wüste aufgegabelt, versucht er die ganze Zeit hinweg, mehr über seine Existenz zu erfahren, was ihm jedoch nie gelingt. Stattdessen wird er als Spielball fremder Interessen hin- und her geworfen, stolpert von einem Fiasko ins nächste, gerät an alte und neue Feinde und löst keine Verstrickungen, sondern spinnt nur neue, leidet, kämpft, fällt, ist ein Getriebener zu einem ihm unbekannten, wahrscheinlich hoffnungslosen Ziel. Ja, lebensbejahend ist das Buch nicht wirklich und es lässt sich darüber spekulieren, ob die Krankheit Herrndorfs hier schon ihren Niederschlag fand.Zweiter Protagonist des Buchs ist die Wüste – die große, leere, heiße, staubige Wüste, eine gnadenlose Sonne und mitleidlose Sterne, die ohne Rührung auf die umhertaumelnden Gestalten am Boden herabblicken. In seiner hitzeverschwommenen Intensität hat mich der Roman etwas an "Himmel über der Wüste" von Paul Bowles erinnert. Ich kann an "Sand" kaum einen Makel entdecken, außer vielleicht der eine oder andere Nebenstrang, der minimal zu detailliert geflochten wurde. Auch die ersten 80 Seiten gestalten sich zunächst etwas zäh, geben meiner Meinung nach aber einen passenden Rahmen zu dem Bild ab, das im Folgenden gezeichnet wird. Lesen, lesen, lesen - ein großes Vermächtnis. less
Reviews (see all)
Ebony
Amazing. Definitely prize-worthy!
page818
Zeit, Sand wieder zu lesen.
Shawn
Abgrb. auf s 104.
jababoy3
ich bin verwirrt.
Write review
Review will shown on site after approval.
(Review will shown on site after approval)