(english version below)
Bevor es in ein paar Wochen zurück nach Deutschland gibt, wollte ich noch zwei Dinge sehen. Eines davon waren die Nilpferde in St. Lucia. Seit ich das erste Mal von diesem kleinen Ort gehört habe, der gerade einmal sechs Straßen hat in denen nicht nur Einwohner und Touristen Platz finden müssen, sondern in denen auch Nilpferde, hat es mich in den Fingern gejuckt eine Reise dort hin zu buchen. Von Port Elizabeth nach St. Lucia sind es allerdings mal locker 1500 Kilometer, sodass ein Wochenendausflug nicht wirklich möglich war. Ein Wochenende hätte gerade mal für die Anreise gereicht. Aber da ich wochenlang davon geschwärmt habe, dass es tatsächlich einen Ort auf der Erde gibt, an dem Nilpferde völlig frei sind und im Einklang mit Menschen leben, stand relativ schnell fest, wohin die diesjährige Weihnachtsreise geht.
Fährt man nach zwei Tagen Anfahrt in die Stadt ein, sieht man als Erstes zahlreiche Warnhinweise und –Schilder: Achtung, hier leben Nilpferde. Seid vorsichtig, wenn ihr nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs seid. Habt Taschenlampen dabei. Dass diese Hinweise ernst zu nehmen sind, wird von unserer Herbergsmutti auch sofort noch einmal unterstrichen. Dass unsere Urlaubsvorbereitung nicht soweit gereicht hat, lässt ihre Stirn kräuseln. Hm, dann geht es für uns wohl abends nicht mehr ins Restaurant. Oder wir fahren mit dem Wagen, was angesichts der Straßendichte eigentlich lächerlich ist. Zwar gibt es kaum Vorkommnisse, bei denen einem Menschen etwas zuleide getan wurde, aber wir wollen nicht riskieren, einen grimmigen Dickhäuter in der Nacht zu überraschen. Dass die gemütlichen Gesellen sich abends aus dem Fluss heben, um im Stadtpark oder den offenen Vorgärten grasen zu gehen, ist kein Mythos, sondern nächtliche Realität. So konnten wir eines Abends eine Nilpferdmama mit ihrem jungen durch den Stadtpark stapfen sehen. Da halte ich dann doch lieber einen Sicherheitsabstand. Nichtsdestotrotz haben wir uns in den ersten Tagen direkt auf ein Boot begeben, um sie in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Auch am Flussufer sieht man gleich zig Warnhinweise. Der Fluss ist nicht nur das Heim hunderter Nilpferde, sondern auch von Nilkrokodilen und sogar Haien. Das Haie in einem Fluss leben war mir neu, liegt aber daran, dass der Fluss sich seit Jahren nicht mehr mit dem Meer verbunden hat, und den Haien der Weg zum Meer verschlossen war. Wenn man sich für dennoch für eine solche Tour entscheidet, sollte man ein bisschen wählerisch sein. Wir hatten ein kleines Boot, auf dem zehn Leute zu Gast waren und auf dem man prima mit den Guides quatschen und sie auch mal bitten konnte, das Boot zu wenden, um ein besseres Licht zum Fotografieren zu bekommen. Während wir allerlei Fragen stellen konnten, wurden wir von Gondeln überholt, die locker das sechsfache an Touristen auf den Booten hatten und auf denen ein dementsprechendes Gedränge entstanden ist, sobald ein Nilpferd oder ein Krokodil gesichtet wurde. Klar, wir wurden gewarnt, dass unsere Tour dafür teuer sein würde. Aber eine kurze Recherche hat ergeben, dass der Preisunterschied gerade mal fünf Euro macht – das leg ich gerne drauf, wenn ich dafür eine gemütliche Tour bekomme.
Wer Krokodile übrigens aus der Nähe sehen möchte sollte unbedingt ins Croc Center in St. Lucia gehen. Allerdings sollte unbedingt eine Tour gebucht werden, da man ohne in zehn Minuten durch sein kann, während man in einer Tour mit Johann gute zwei Stunden mit Informationen gefüttert wird.
Allein die Nilpferde zu sehen, hätte mich schon glücklich genug gemacht, um diesen Urlaub als gelungen zu betrachten. Ich wusste aber nicht, was die Ecke noch so alles zu bieten hat. So sind wir einen Abend auf Tour gegangen, um die Lederschildkröte zu sehen, die dort in den südafrikanischen Sommermonaten ihre Eier ablegt. Die Tour startet abends um sieben Uhr und endet irgendwann zwischen eins und zwei in den Morgenstunden. Warum? Nun ja, der Strand, den sich die Wasserschildkröten ausgesucht haben, liegt am Cape Vidal, circa dreißig Kilometer von St. Lucia entfernt. Der einzige Weg zum Cape führt durch einen Game Park. Also verbringt man die ersten Kilometer damit, in der letzten Abendsonne nach Wildtieren Ausschau zu halten. Damit hatten wir wirklich ein unglaubliches Glück. Die ersten Nilpferde und Nashörner waren unterwegs und selbst ein Leopard ist ein paar Meter vor unserem Wagen hergetrottet. Dieses Mal hatten es mir aber insbesondere die kleinen Tiere angetan, die wir gesehen hatten. Noch nie zuvor hatte ich freilebende Stachelschweine, Buschbabys oder gar Pygmäen Chamäleons gesehen. Letztere hatte ich überhaupt noch nie gesehen. Es ist mir ein Rätsel, wie unserer Fahrer dieses kleine Lebewesen in der pechschwarzen Nacht aus dem Auto überhaupt gesichtet hat. Doch plötzlich machte er eine Vollbremsung, stieg aus dem Auto und holte einen Ast, den er mir zeigte. Erst beim zweiten Mal hinschauen sah ich das kleine Wesen, das so groß wie mein halber Zeigefinger war. Ich bin gar nicht mehr geworden vor Faszination. Mit den Schildkröten hatten wir leider weniger Glück. Einmal am Cape Vidal angekommen, führt die Tour weitere zwölf Kilometer am Strand entlang. Mittlerweile war die Nacht aber rabenschwarz. Dicke Wolken hatten kein Sternenlicht durchgelassen und auch ein dreißigsekündiger Versuch ein Bild vom Strand aufzunehmen führte nur dazu, dass ich jetzt stolzer Besitzer eines Bildes voller schwarzen Rauschens bin. In dieser Dunkelheit eine eierlegende Schildkröte zu finden ist natürlich eine Herausforderung. Auch wenn diese zweieinhalb Meter lang ist und 700 Kilogramm auf die Waage bringen kann. Trotz aller Mühen haben wir nur ein Nest gefunden. Aber nun gut, das ist die Natur.
Ein paar der verregneten Tage hatten wir in den Gameparks verbracht, von den St. Lucia umringt ist. In direkter Nähe sind die western und eastern shore Parks. Im Letzteren ist es sogar möglich zu wandern, was wir an einem Morgen auch getan haben. Allerdings nicht, ohne uns einen ausgebildeten Guide mitzunehmen. Um größte Gefahren zu vermeiden, ist das Wandern nur im in einem kleinen Teil des Parks erlaubt, der durch ein Gitter abgetrennt ist. So wird verhindert, dass die großen Tiere wie Elefanten, Nashörner oder Büffel durchkommen und Wanderer überraschen. Kleinere Tiere aber kommen problemlos auf die andere Seite. Unter kleinere Tiere fallen auch Leoparden, wie mir klar wird, als wir über Leopardenspuren stolpern, die keine Stunde alt sein können. „Ja sicher kommen die auf die andere Seite. Aber keine Sorge, die sieht man eher selten und außerdem tun die dir nichts.“ lacht uns unser Guide Greg entgegen, als wir zögerlich fragen, ob wir rennen sollten. Bei den Spuren ist es immerhin geblieben. Trotz Gregs Zuversicht wollte ich dieses Aufeinandertreffen vermeiden. Ich meine, ich wäre nicht ruhig geblieben. Sicherer fühlte ich mich später in unserem Auto. Jedenfalls was die Tiere angeht. Das Wetter hatte die Straßen mitunter aber in Flüsse verwandelt, sodass wir zwischenzeitlich bangten, im Schlamm stecken zu bleiben. Dass das keine unbegründete Sorge war, konnte wir später sehen, als wir von einer Anhöhe einen Wagen beobachteten, der versuchte, sich aus einem der Flüsse zu befreien. Wir jedenfalls hatten Glück uns rechtzeitig aus der Ecke, in der man einen 4×4 haben sollten, gemacht zu haben, um die Tiere von etwas weniger anfälligen Teerstraßen aus zu beobachten.
Die Sonnentage haben wir am Meer verbracht. Gerade am Cape Vidal kann man wunderbar schnorcheln. Das Wasser ist klar und selbst in unmittelbarer Ufernähe sieht man bunte Fische und Korallen. Allerdings ist die Strömung unglaublich stark. Selbst an Stellen, an denen ich noch locker stehen kann und mir das Wasser nur bis zum Bauchnabel geht, kann einen der Brandungsrückstrom ohne Probleme aufs Meer heraus ziehen. Regelmäßig gehen hier Touristen verloren, die die Wucht des Wassers unterschätzen. Daher haben wir uns nur an einem kleinen Teil des Capes zu schnorcheln getraut, an dem alte Wrackteile und große Steine einen großen Teil der Strömung abschwächen. Selbst hier wimmelte es nur so von kleinen Fischen. Um etwas größere Tiere zu sehen, sind wir einen Tag nach Sodwana Bay gefahren, da man sich dort ein wenig aufs Meer fahren lassen kann, um nicht nur in knietiefen Wasser zu schnorcheln. Sodwana Bay ist ein Taucherparadies! Man muss nur ein paar Kilometer aufs Meer hinaus fahren, um ein riesiges Riff zu finden, in dem allerlei bunte Fische und selbst Meeresschildkröten herumtoben. Darüber hinaus streifen Walhaie die Ecke auf ihrem Rückweg aus dem Norden. Natürlich hätte ich nur zu gern einen Walhai gesehen, da ich diesen schon eine Weile auf meiner Löffeliste habe. Zwar hatten wir damit kein Glück, dafür hat uns beim Schnorcheln aber ein Schwarm Delfine besucht. Zunächst dachte ich, dass sie nur mal kurz vorbeischauen, aber sie sind fast eine halbe Stunde bei uns geblieben, haben uns neugierig beguckt und geschaut, ob wir genauso schnell schwimmen, können wie sie. Das werde ich wohl mein Lebtag nicht vergessen.
english version:
Before going back to Germany in a few weeks, I wanted to see two things. One of them were the hippos in St. Lucia. Ever since I first heard of this small town, which has just six streets where not only residents and tourists have to find a place, but also hippos, I was tempted to book a trip. From Port Elizabeth to St. Lucia it is 1500 kilometres, so that a weekend trip was not really possible. A weekend would have just been enough for the journey itself. But since I have been raving for weeks about the fact that there really is a place on earth where hippos are completely free and live in harmony with humans, it was relatively quickly decided where this year’s Christmas trip would go.
If you drive into the city after two days of travelling, you will see numerous warnings and signs: Attention, hippos live here. Be careful when you’re on your way after dark. Have flashlights with you. Our hostel mum immediately underlines the fact that these signs are to be taken seriously. The fact that our holiday preparations didn’t reach far enough to pack a flashlight makes her forehead curl. Well, then we won’t be able to go to the restaurant in the evening. Or we can drive the car, which is actually ridiculous in view of the road density. There are hardly any incidents in which a person has been harmed, but we do not want to risk surprising a grim pachyderm at night. The fact that the cosy companions rise out of the river in the evening to graze in the city park or open front gardens is not a myth, but a nocturnal reality. One evening we could see a hippo mom and her calf stomping through the city park. I’d rather keep a safe distance. Nevertheless, in the first few days we went straight to a boat to see them in their natural environment. Also on the banks of the river you can see a lot of warnings. The river is not only home to hundreds of hippos, but also to Nile crocodiles and even sharks. Sharks living in a river was news to me, but it’s because the river has not been connected to the sea for years, and the sharks were trapped in the river. If you decide to go on such a tour anyway, you should be a bit picky. We had a small boat on which ten people were guests and where you could chat with the guides and ask them to turn the boat around to get a better light for taking pictures. While we were able to ask all sorts of questions, we were overtaken by gondolas, which easily had six times as many tourists on the boats and on which a corresponding crowd arose as soon as a hippopotamus or a crocodile was sighted. Sure, we were warned that our tour would be expensive. But a short research has shown that the difference in price is only five euros – which I will gladly add if I get a comfortable tour for it.
If you want to see crocodiles up close, you should definitely go to the Croc Center in St. Lucia. However, you should definitely book a tour, as you can be without one in ten minutes, while on a tour with Johann you will be fed with information for a good two hours. To see the hippos would have made me happy enough to consider this holiday a success. But I didn’t know what else the corner has to offer. So we went on tour one evening to see the leatherback turtle, which lays its eggs there in the South African summer months. The tour starts at seven o’ clock in the evening and ends sometime between one and two in the morning. Why? Well, the beach chosen by the turtles is located at Cape Vidal, about thirty kilometres from St. Lucia. The only way to the cape is through a game park. So you spend the first kilometres looking for wildlife in the last evening sun. We were really very lucky with that. The first hippos and rhinos were on the way and even a leopard trotted a few meters in front of our car. This time, however, I was particularly impressed by the small animals we had seen. Never before had I seen free-living porcupines, bush babies or even pygmies chameleons. I had never seen the latter before. It is a mystery to me how our driver saw this little creature in the pitch black night out of the car. But all of a sudden he did a stop, got out of the car and got a branch that he showed me. It took me a while until I saw the little creature that was as big as my half index finger. Unfortunately, we were less lucky with the turtles. Once arrived at Cape Vidal, the tour continues for another twelve kilometres along the beach. Meanwhile the night was pitch black. Thick clouds had not let any starlight through and even a thirty-second attempt to take a picture of the beach resulted in me being the proud owner of a picture full of black noise. Finding an egg-laying turtle in this darkness is of course a challenge. Even if it is two and a half metres long and can weigh 700 kilograms. Despite all our efforts, we have only found one nest. But all right, that’s nature.
A few of the rainy days we had spent in the game parks. The western and eastern shore parks are nearby. In the latter it is even possible to hike, which we did one morning. But not without taking a trained guide with us. In order to avoid the greatest dangers, walking is only allowed in a small part of the park, which is separated by a grid. This prevents large animals such as elephants, rhinos or buffaloes from getting through and surprising hikers. Smaller animals, however, can easily reach the other side. Smaller animals also include leopards, as I realize when we stumbled over leopard tracks that couldn’t be more than an hour old. “Sure, they’ll come on the other side. But don’t worry, you rarely see them and they won’t hurt you.” our guide Greg laughs at us when we hesitantly ask if we should run. At least we saw only the tracks. Despite Greg’s confidence, I wanted to avoid a clash with a leopard. I doubt that I would have stayed calm. I felt safer in our car later. At least as far as the animals are concerned. The weather had turned some of the roads into rivers, so we were afraid to get stuck in the mud. That this was not an unjustified concern could be seen later when we saw a car from a hill trying to free itself from one of the rivers. In any case, we were lucky to have made it out of the corner in time, where you should have a 4×4 to watch the animals from a little less vulnerable tarred roads.
We spent the sunny days by the sea. Especially at Cape Vidal you can snorkel wonderfully. The water is clear and even close to the shore you can see colourful fish and corals. However, the current is incredibly strong. Even in places where I can still stand and the water only reaches my navel, the rip current can pull you out to the sea without any problems. Tourists who underestimate the force of the water are regularly lost here. That’s why we only dare to snorkel on a small part of the cape, where old wreck pieces and large stones weaken a big part of the current. Even here it was teeming with small fish. To see some bigger animals, we went to Sodwana Bay for a day, because you can go to the sea to snorkel not only in knee-deep water. Sodwana Bay is a diving paradise! You only have to travel a few kilometres out to the sea to find a huge reef where all kinds of colourful fish and even turtles romp around. In addition, whale sharks roam there on their way back from the north. Of course, I would have loved to see a whale shark, because I have had it on my bucket list for a while. Though we had no luck with it, but a swarm of dolphins visited us while snorkeling. At first I thought that they just stopped by for a moment, but they stayed with us for almost half an hour, curiously looking at us and checking out if we swim just as fast. I won’t forget that day of my life.
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